WIPO-Exkursion der Klassen Eja und Ejb ins Hamburger Rathaus - incl. Gespräche mit Abgeordneten
Demokrate live auf der WiPo-Exkursion ins Hamburger Rathaus incl. Gespräch mit einer/einem Abgeordneten:
Wir, die Klasse Eja, waren am Donnerstag, den 15.12.2022, gemeinsam mit der Ejb im Hamburger Rathaus. Begleitet wurden wir von unseren WiPo Lehrerinnen, Frau Becker und Frau Guhr. Im Rahmen des WiPo-Unterrichts hatten wir uns in den letzten Wochen bereits mit den Prinzipien unseres politischen Systems und mit den Parteien selbst beschäftigt. Ein Ausflug in das Rathaus war daher die perfekte Gelegenheit Gelerntes durch Praxiserfahrung zu ergänzen.
Bevor wir das Rathaus betraten, unternahmen wir noch eine kurze historische Führung durch Hamburg. Wir sahen uns z.B. das Afrikahaus an, welches als Kontorhaus für die Firma Woermann 1899 zur Zeit des Kolonialismus gebaut wurde, und die Beziehung zwischen Deutschland und Afrika zeigen sollte und heute auch noch deutlich zeigt. Hamburg spielte eine besondere Rolle und profitierte erheblich durch den Handel von den kolonialen Bestrebungen. Leider stellten wir fest, dass dieses Verhältnis sehr beschönigt und wenig realitätsnah dargestellt wurde und eigentlich auch noch wird, obwohl Hamburg seit 2014 die Zeit des Kolonialismus aufarbeiten will.
https://www.geschichte.fm/juxtapose/juxtapose-afrikahaus-hamburg/
Auf dem Weg zum Rathaus kamen wir unter anderem noch an der Handelskammer Hamburg vorbei.
Außerdem sahen wir uns den Innenhof des Rathauses mit dem Hygieia-Brunnen an, der anlässlich der Choleraepidemie aufgestellt wurde.
Danach kamen wir am Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege vorbei, das sich direkt an der kleinen Alster befindet und zwischen zwei Brücken steht.
Zuletzt entdeckten wir noch die Arbeiterstatuen an der Fassade des Rathauses, die sich ganz oben befanden und somit symbolisierten, dass Hamburg seine Bürger und vor allem die Handwerker, am Wichtigsten waren.
Im Rathaus angekommen, teilten wir uns in zwei Gruppen auf und erhielten jeweils eine Führung. Diese fing im großen, sehr pompös ausgestatteten Saal an, der hauptsächlich für Feste genutzt wird, an. Die Wände zieren überdimensional große Gemälde, die Hamburgs Stadtgeschichte erzählen. Wir waren außerdem beeindruckt von den drei riesigen Kronleuchtern, die jeweils 1,5 Tonnen wiegen und zur Reinigung einfach zu Boden gelassen werden können.
Dann gingen wir in den Bürgermeistersaal, in dem sich zahlreiche Büsten der Hamburger Bürgermeister und ein riesiges Wandbild befinden. Die Wände bestanden außerdem aus Schnitzereien von Waisenkindern.
Ein weiterer eindrucksvoller Raum war der Turmsaal mit den Marmorsäulen und der vergoldeten Kuppeldecke, der sich, wie der Name schon sagt, im Rathausturm befindet. Dort findet auch der jährliche Neujahrsempfang mit dem Bürgermeister statt.
Zuletzt gingen wir noch zum Plenarsaal, in dem später die Bürgerschaftssitzung stattfand, der wir beiwohnten, und uns wurde die Aufteilung der Sitze unter den einzelnen Parteien, der Bürgerschaft und dem Senat erläutert.
Danach hatten wir die Möglichkeit, in zwei Gruppen mit jeweils einem Politiker zu sprechen. Hierbei hatten sich eine Politikerin der Grünen und ein AfD-Politiker zu einem Gespräch mit je einer Schülergruppe bereiterklärt, bzw. später noch ein zweiter AfD-Abgeordneter.
Gruppe 1: Gespräch mit Eva Botzenhart (Grüne)
Unsere Gruppe war bei der Grünenpolitikerin Eva Botzenhart, die als Sprecherin für Verkehr, Digitalisierung und Datenschutz, Teil der Rot-Grünen Koalition in Hamburg ist. In diesem Gespräch konnten wir ihr viele Fragen zu verschiedenen Themen stellen, sowohl zu ihrem Arbeitsleben, als auch zu ihrem Privatleben und ihrer persönlichen Sicht zu bestimmten politischen Themen.
Eva Botzenhart erklärte uns zunächst, dass sie auf Digitalisierung und Verkehr spezialisiert sei, weshalb sie uns zu diesen beiden Themen viel erzählen konnte und uns auch nach unser eigenen Meinung gefragt hat, wodurch wir wiederum Unterschiede zur Digitalisierung in Hamburg und Schleswig-Holstein feststellen konnten.
Auch als keine Fragen mehr kamen, konnte sie die Zeit mit eigenen Themen füllen, sodass wir auch erfahren konnten, dass sie eigentlich nur durch viele Zufälle zu den Grünen gekommen ist. Eva Botzenhart war sehr spezialisiert auf ihre Themenpunkte, weshalb sie auf einige Themen, wie Landwirtschaft, nicht eingehen konnte, was sehr schade war, da es einige von uns persönlich sehr interessierte, aber auch verständlich, denn Hamburg ist ja ein Stadtstaat, der kaum eigene Anbauflächen hat.
Dennoch waren auch viele ihrer Ziele für uns von Bedeutung: Sie setzt sich für die Mobilitätswende ein und möchte Hamburg autofrei machen. Dafür hat sie schon einige Aktionen organisiert, wie beispielsweise eine mehr-monatige autofreie Aktionen in Hamburger Vororten, wie z.B. Ottensen. Sie selbst sieht trotzdem ein Problem für dieses Ziel, da Hamburg eine große Stadt voller Verkehr ist, aber sie ist dennoch optimistisch für die Zukunft.
Insgesamt wirkte Frau Botzenhart sehr engagiert in ihrem Bemühen um die Stadt, aber auch ihre persönlichen politischen Ansichten. Dazu gehört auch eine Portion Idealismus. Denn die Abgeordneten in Hamburg sind nur ein Feierabendparlamentarier. Sie bekommen also nur geringe Aufwandsentschädigungen in Höhe von 4.081,00 Euro im Monat (seit 2022: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Buergerschaftsabgeordnete-in-Hamburg-bekommen-mehr-Geld,diaeten150.html).
Gruppe 2: Gespräch mit Marco Schulz (AfD)
Beim Gespräch mit dem AfD-Abgeordneten und Offizier, Marco Schulz (25), der sich für vor allem für Bürokratieabbau im Hinblick auf Baulandfreigabe und öffentliche Sicherheit durch mehr Personal einsetzt sowie im Landesfachausschuss für Außen-, Verteidigungs-, Sicherheits-, Entwicklungs- und Außenwirtschaftspolitik engagiert ist, ging es dagegen etwas hitziger zu.
Unsere Parallelgruppe berichtete u.a., dass sich leider Vorurteile wie Fremdenfeindlichkeit und Unterbewertung von Frauen („Die müssen wir nicht vertreten“) dabei mehr als bestätigten.
Es gab aber auch sehr anregende Diskussionen auf einige kritische Nachfragen von uns, besonders bei sehr schwierigen Vergleichen, wie dem Tragen eines Kopftuchs mit dem Tragen eines NPD T-Shirts. Auch wenn wir vielen Dingen nicht zustimmten, war es doch bereichernd eine andere Meinung zu hören und so das Recht auf Meinungsfreiheit in einer konstruktiven Diskussion ausleben zu können.
Insgesamt hörte sich der AfDler aber entweder gerne selbst reden oder er hatte einfach keine Lust auf die Plenarsitzung, so dass er gar nicht mehr aufhören wollte zu „schwadronieren“, und die Gruppe dann zu spät zur Sitzung kam.
Schlussendlich waren wir noch bei der Bürgerschaftssitzung im Plenarsaal.
Wir, die Schüler, sowie weitere Menschen, die sich die Sitzung anschauen wollten, saßen oberhalb des Saales auf Balkonen.
Zunächst fand eine Wahl statt, die circa eine halbe Stunde ging, und aus unserer Sicht ziemlich schleppend und langweilig war, da jeder der Abgeordneten einzeln aufgerufen wurde und dann zu einer Wahlurne gehen musste.
Danach startete eine Diskussionsrunde, bei der ein Abgeordneter pro Partei aufgerufen wurde und seinen Standpunkt zum Thema “Bildung und Schule” teilte. Jeder hatte 5 Minuten Zeit für seine “Rede” und da uns bei der Führung gesagt worden war, dass, wenn jemand zu lange rede und seine Redezeit überziehe, die Person mehrere hundert bis tausend Euro bezahlen müsse oder, im besten Falle, “nur” der Sitzung verwiesen würde, waren wir fast enttäuscht, dass so etwas nicht durchgezogen wurde, obwohl viele Redner*Innen zu lange sprachen.
Auffallend war auch: Während dieser Diskussion gab es nach beinahe jedem Satz Applaus von der jeweiligen Partei, während die AfD bei ihren Beiträgen von einigen Parteien, besonders der Linken, ausgebuht wurde.
Was uns zudem überrascht hat, waren Dinge wie zum Beispiel, dass der Großteil der Abgeordneten am Handy oder Laptop saß und dort teilweise auch auf Social Media nach Themen gesucht hat, die nichts mit dem aktuellen Diskussionsthema zu tun hatten. Zudem sind viele von ihnen durch den Saal zu anderen Politikern gelaufen, um sich mit ihnen zu besprechen oder haben auch zwischendurch „random“ den Saal verlassen. Aber vermutlich war es ein durchdachtes Chaos, das sich nur uns nicht erschlossen hat.
Uns hat dieser Ausflug insgesamt sehr gefallen, da es eine Mischung aus Stadtgeschichte, gelebte Politik und Einblick in das Rathaus war. Wir haben viele Dinge dazugelernt und können uns nun ein besseres Bild von der Politik in Hamburg machen. Dieser Ausflug wäre eine Empfehlung für alle Klassen, da er abwechslungsreich und zugleich lehrreich war.
Hiermit wollen wir uns auch nochmal bei Frau Guhr und Frau Becker bedanken, die uns die Stadtgeschichte Hamburgs nähergebracht haben und uns auch während der Gespräche mit den Politikern zur Seite standen.
Lucy P. und Cyrilla S. (Eja)