Rollstuhl-Basketball am JRG
Das Bild der Startseite darf mit Genehmigung von "MSSP - Michael Schwartz"; der nachfolgende Text und seine Fotos dürfen mit freundlicher Genehmigung von Jörg Frenzel reproduziert werden. Danke!
Am Johann-Rist-Gymnasium erfuhren Schülerinnen und Schüler am eigenen Leibe, wie man trotz Handicap ein aufregendes Sportlerleben führen kann.
Viele reden nur von Inklusion - am Johann-Rist-Gymnasium aber ging man der Sache mit einem erkenntnisreichen Experiment tiefer auf den Grund. Kinder und Jugendliche aus allen Klassenstufen und ihrer Sportlehrerin Britt Bollinger hatten Athleten der BG Baskets des HSV zu Gast, die ihnen aufschlussreiches Grundwissen über Rollstuhlbasketball vermittelten - und zwar durch Ausprobieren.
Für die gehandicapten Athleten Reo Fujimoto und Alireza Ahmadi war der Besuch im Rahmen des Aurubis-Inklusionstag nicht nur Basketball, sondern auch ein bisschen Marathon. Denn eine 6., eine 7., eine 9. und eine 10. Klasse erhielten jeweils einen rund 90minütigen Einblick in den Sport, der zwar anders doch nicht weniger faszinierend ist, als das Geschehen der laufenden Mannschaften in der Steinberghalle. In sämtlichen Einheiten mussten sich die Rollstuhlfahrer kräftig bewegen - doch Dank Super-Fitness steckten sie die Sache locker weg. Und nach dem Unterricht ging's für sie noch zum Mannschaftstraining...
Doch nicht nur die Spieler standen im Mittelpunkt, sondern mindestens genau so die Schülerinnen und Schüler. Sie bemerkten, dass ihre Welt auf Schlag völlig anders sein kann, wenn man plötzlich die Beine nicht mehr benutzen darf und stattdessen ohne ein "Rolli" gar nichts mehr funktioniert. Doch bei dieser Erkenntnis blieb es nicht. Wie bewegt man sich mit so einem Teil sicher? Und am besten auch noch schnell? Nach einer Einweisung von Inken Pfeiffer, der Inklusionskoordinatorin des HSV e.V. (nicht zu verwechseln mit der "Firma" der Fussi-Zweitliga-Helden), machten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Hilfsmittel vertraut, probierten, erst einmal überhaupt kontrolliert voranzukommen, dann Kurven zu fahren, dann enge Kurven zu fahren und dann schnell enge Kurven zu fahren. Dass die Experimenteure von den Versuchen gepackt wurden, war rasch zu bemerken. Sie tauschten sich intensiv über ihre Bemühungen und Fortschritt aus. "Ey, guck mal, was ich kann!"
Was aber wahres Können ist, zeigten Reo Fujimoto und Alireza Ahmadi, die zur Welt-Elite der Rollstuhlbasketballer gehören. Sie schossen mit ihren Sportgeräten derart blitzartig durch die Halle, dass es denn Schülern auch in Horde nicht gelang, sie zu verfolgen und abzuticken.
Nach Fortbewegung kamen die Balltests an die Reihe. Die Spieler brachten bei, wie man auf unterschiedliche Weise passt und wirft - und trifft. Dazu gehört für Rollstuhlfahrer reichlich mehr Finesse als bei den laufenden Sportskameraden. Denn die Körbe hängen für Behinderte wie für Nicht-Behinderte gleich hoch.
Und genau das ist es, was einen Schüler, der seinen pubertären Wachstumsschub noch vor sich hat und deshalb im Spiel auf gewohnt laufende Art gegen Lulatsche nur mäßige Chancen besitzt, zu einer bemerkenswerten Einsicht brachte: ein Rollstuhl ist ein großer Gleich-Macher, wenn jeder ihn benutzen muss: "Für Rollstuhl-Basketball muss man nicht unbedingt so groß sein..." (Jörg Frenzel, 11.1.2020)
Weiterführende Links:
https://www.hsv-ev.de/fileadmin/redaktion/03_PDF/04_Dokumente/Flyer_Rollstuhlsport_2-seitig.pdf