Johann-Rist-Gymnasium Wedel
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Der Mann hinter 20 Schülerbands in Wedel - Bericht beim NDR
Wer in Wedel an einem Nachmittag durch die Flure des Johann-Rist-Gymnasiums geht, hört es sofort: Irgendwo probt eine Band. Und für viele dieser jungen Musikerinnen und Musiker gibt es einen, der ihren Weg seit Jahren prägt: Sandro Jahn. Ausgebildet an den Musikhochschulen in Hamburg und Lübeck, hat er gemeinsam mit der Musikschule der Stadt Wedel eine bemerkenswerte Bildungskooperation aufgebaut. Aus einst wenigen Projektbands sind heute rund zwanzig Schülerbands und sogar zwei Elternbands geworden.
Warum sind Band-AGs deiner Meinung nach eine wichtige Ergänzung zum klassischen Musikunterricht?
Sandro: Ich glaube, Klassenunterricht im Fach Musik und ein Band Ensemble an einer Musikschule, das sind erst mal zwei ganz unterschiedliche Szenarien. Natürlich können sich diese ergänzen, aber eigentlich ist das gar nicht so wichtig. Musik im Klassenverband, das ist Klassenmusizieren an Keyboards oder Orff-Instrumenten, Chorsingen, aber auch Musiktheorie, Musikgeschichte, Analyse, uvm. Je nach Jahrgangsstufe finden die Themen auch nicht immer gleich viel Anklang bei den Schülerinnen und Schülern. Band Coaching, das ist soziales Lernen mit Musik, denn man gründet bei uns mit fünf oder sechs gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern zusammen sein eigenes kleines "Kreativprojekt", jede Band hat einen eigenen Namen, hat zu bestimmten Zeiten Zugang zu unserem Band Raum wo selbstständig geprobt werden kann, und die allermeisten Bands schreiben ihre Texte und Lieder weitestgehend selbst.
Die Band-Instrumente lernt man dabei natürlich auch, aber im Mittelpunkt steht immer der gemeinsame Song, der dann beim nächsten Schulevent live präsentiert wird. Es gibt hier keinen Lehrplan und die Bands haben dadurch auch ganz unterschiedliche Arbeitstempi. Auch die Stilistik ist nicht festgelegt. Manche Bands mögen es rockig, andere arbeiten mit Rap, da gibt es keinerlei feste Vorgaben.
Selbstverständlich kann das auch positive Effekte auf den Klassenunterricht haben, wo es in den Musikpraxisphasen hilfreich sein kann ein Instrument gut zu beherrschen, aber das ist eher ein positiver Nebeneffekt. Hauptsächlich geht es bei den Band Ensembles darum, kreative Freiräume zu schaffen, die im regulären Klassenunterricht mit manchmal knapp 30 Schülerinnen und Schülern gar nicht möglich wären. Und auch als Ensembleleiter kann ich natürlich etwas individueller auf die Bedürfnisse und Talente eingehen, wenn ich anstatt einer vollen Klasse "nur" noch mit ca. fünf bis acht Jugendlichen im Raum bin.
Was hat dich ursprünglich zur Musik gebracht, und wie prägt das noch heute deine Arbeit mit jungen Musikerinnen und Musikern?
Sandro: Ich habe als Fünfjähriger mit dem Klavierspielen angefangen, jedoch als Jugendlicher dann festgestellt, dass ich viel lieber zusammen mit einer Band auf der Bühne sein möchte, anstatt stundenlang alleine am Klavier zu sitzen. In Hameln gab es damals eine sehr aktive Bandszene, und daraus sind Freundschaften entstanden die teilweise bis heute gehalten haben, so z.B. mit dem Sänger und Songwriter Michael Krämer, auf dessen kürzlich veröffentlichten Album ich an vielen gemeinsamen Songs mitarbeiten durfte. Auch während meines Musikstudiums in Hamburg habe ich in vielen Bandbesetzungen verschiedenster Stilistiken gespielt und damit zeitweise auch meine Brötchen verdient, so z.B. in der Hamburger Pop-Band "Feinkost".
Mittlerweile haben mehrere Bands und Künstler aus dem Band-Coaching der Musikschule der Stadt Wedel den Sprung ins Profi-Business geschafft haben. Allen voran natürlich Nina Chuba, die über lange Jahre hinweg bei mir im Klavierunterricht und Bandcoaching an der Musikschule war. Aber auch die Alternative Rock Band "Flacker" ist gerade dabei sich als Newcomer-Band in der Hamburger Musikszene zu etablieren. Das prägt natürlich auch die tägliche Arbeit in den Band-Ensembles und die gesamte Kooperation mit dem Johann-Rist-Gymnasium, denn wenn es ein paar große Vorbilder gibt, die schon einen ähnlichen Weg gegangen sind, dann fällt es den Schülerinnen und Schülern natürlich auch ein bisschen leichter an sich selbst und an den eigenen Erfolg zu glauben. Zwei Ihrer JRG-Bands haben es beim Wettbewerb ‚Dein Song für EINE WELT‘ bis in die Hauptrunde geschafft. Die "Sweet Lemons" gehören sogar zu den besten 20 von über 830 Bands und dürfen ihren Song nun professionell aufnehmen.
Was hat dieser Erfolg bei dir und den Jugendlichen ausgelöst und wie hast du die Band auf diesem Weg begleitet?
Sandro: Natürlich sind wir als Schule und Musikschule total stolz und happy, nachdem wir schon vor zwei Jahren mit der Projektgruppe "Abgedreht" auf dem EINEWELT-Album Vol. 5 vertreten waren, erneut den Einzug ins Finale zu schaffen, diesmal mit den "Sweet Lemons". Für die Band eine tolle Bestätigung, denn sie konnten mit ihrem selbstgeschriebenen Song weit über unsere Schule hinaus Menschen erreichen. Beim Online-Voting konnte man bundesweit für die Bands abstimmen, und auch beim großen Finale in Berlin mit den besten 20 Beiträgen waren Jugendliche aus allen Bundesländern vertreten. Es wurde gejammed, geworkshopped und es konnten neue Freundschaften mit gleichaltrigen Musikerinnen und Musikern geknüpft werden. Im Frühsommer 2026 erscheint das neue Album, auf dem alle gemeinsam vertreten sind. Ich glaube das ist für alle Beteiligten eine wirklich großartige Erfahrung.
Das Interview führte Helena Schwar
Quelle: https://www.ndr.de/kultur/der-mann-hinter-20-schuelerbands-in-wedel,sandrojahn-100.html
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